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Worte vor der Weltversammlung von Protestanten

Von Stephen Brown

Die Feiern zur protestantischen Reformation fordern die Kirche zu radikaler Erneuerung und Verwandlung heraus, so der indische Theologe George Zachariah in seiner programmatischen Rede vor der Generalversammlung der Weltgemeinschaft der Reformierten Kirchen (WGRK) in Leipzig, Deutschland.

„Auch bei den Feierlichkeiten zum 500. Gedenkjahr der Reformation müssen wir die Reformation in die Tradition aller subversiven Bewegungen der Geschichte einordnen, die versuchten, die Verkrustung von Bewegungen zu hierarchischen und autoritären Institutionen zu kritisieren.

Die Generalversammlung der WGRK findet im 500. Gedenkjahr von Martin Luthers Verurteilung der Kirchenkorruption in seinen 95 Thesen statt. Diese entflammte die protestantische Reformation zusammen mit den Aktionen anderer Reformatoren wie Johannes Calvin in Genf.

“Eine Reformation ist eine göttliche Kraft, die alles neu macht und wir sind aufgerufen, uns an dieser Mission in unserer Zeit zu beteiligen, “ sagte Zachariah.

“Die Berufung der Reformierten Kirche besteht nicht darin, die Vergangenheit zu romantisieren, in der Gegenwart zu leben und die Vergangenheit zu verherrlichen. Unsere Berufung besteht vielmehr darin, den subversiven Glauben, der in unserer Tradition steckt, neu zu erfassen, indem wir den protestierenden Geist wieder in unserer Tradition, Theologie, in unserem praktischen Glauben und öffentlichem Zeugnis aufleben lassen“, fuhr er fort.

“Hier sind die Stimmen der nicht Gehörten die Zeichen der Zeit, die uns leiten und für unser öffentliches Zeugnis als Information dienen sollten“, erklärte Zachariah in seiner Rede bei der WGRK-Generalversammlung , zu der mehr als 1000 Teilnehmer in die Stadt im Osten Deutschlands gekommen waren. Das Treffen steht unter dem Motto „Lebendiger Gott, erneuere und verwandle uns.“

Die Kirche bleibt “eine zentralisierte, hierarchische Machtstruktur ohne genügend Engagement für die Tugenden der Demokratie, Transparenz und Rechenschaftspflicht”, kritisierte Zachariah, Professor in der Abteilung Theologie und Ethik am United Theological College in Bangalore, Indien.

“Eine reformierte Kirche braucht ständig erneute Reformation”, stellte er fest. „Unsere theologischen Formulierungen bleiben elitär und rassistisch und unsere biblischen Reflektionen und liturgischen Praktiken besitzen nicht genug Aussagekraft, um die Gemeinden in ihrer Nachfolge zu inspirieren und zu informieren, damit unsere Gemeinschaften geheilt und wiederhergestellt werden.“

In seiner Rede bezog sich Zachariah auf die Barmer Erklärung von 1934 der Bekennenden Kirche im Nazi-Deutschland, die das Eingreifen des Nationalsozialismus in das kirchliche Leben verurteilte.

Eine erneuerte und verwandelte Kirche ist zu einer zeugenhaften Präsenz in der Öffentlichkeit aufgerufen, somit ist sie eine öffentliche Kirche“, stellte Zachariah fest. „Besonders im Kontext von zunehmendem Faschismus, kulturellem Nationalismus und Ausgrenzungen müssen wir uns erneut von der Barmer Erklärung inspirieren lassen und zu bekennenden Kirchen in unserem eigenen Kontext werden.“

In Reaktion auf Zacharias Rede warnte die niederländische Theologin Janneke Stegeman gegen „einen Eurozentrismus, der Europa weiterhin als die einzig mögliche Quelle der Freiheit, Demokratie und Wahrheit sieht.“

“Heute”, so sagte sie, “müssen wir vor allem auf die Stimmen vom Rand her achten und nicht so sehr auf meine Stimme, die aus dem Zentrum kommt … . Dies sind Stimmen, die der Macht entgegentreten können und sichtbar machen, wo Menschen und die Erde verletzt werden.“

Die WGRK vereint mehr als 225 protestantische Kirchen mit einer Gesamtmitgliederzahl von an die 80 Millionen Christen. Dies sind Kongregationalisten, Presbyterianer, Reformierte, Unierte und sich vereinende Kirchen sowie Waldenser in über 100 Ländern. Die Geschäftsstelle befindet sich in Hannover, Deutschland.