Die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen wird im Januar 2018 zwei neue Referenten erhalten. Philip Peacock kommt als neuer Referent für Gerechtigkeit und Zeugnis in die Geschäftsstelle und Dr. Hans Lessing wird neuer Referent für Theologie und Gemeinschaft.
Herr Peacock, ein ordinierter Ältester der Kirche von Nord Indien, ist seit über zehn Jahren in der Ökumene tätig. Er hat an den letzten beiden Generalversammlungen teilgenommen, im Rahmen des Global Institute of Theology einen Kurs über „positive Männlichkeit“ gelehrt und als Mitglied des Netzwerks für Gerechtigkeit und der Arbeitsgruppe zum Thema Menschenhandel in der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen mitgearbeitet. Er hat viele Vorträge gehalten und Aufsätze verfasst, insbesondere einen Aufsatz zum Thema “Empire“ im Vorbereitungsheft zur Generalversammlung 2017, wo er im Rahmen des Plenums einen Vortrag zum Thema Gerechtigkeit gehalten hat.
“Ich betrachte das Engagement für Gerechtigkeit nicht nur als eine Konsequenz aus unserem Glauben, sondern als die bessere Art als Christ zu leben,“ sagt Peacock.“ Ich bin auch stark davon überzeugt, dass Mission heutzutage den Widerstand gegen das Imperium beinhaltet und dass Christ in der reformierten Tradition zu sein eine bestimmten Parteilichkeit zu Gunsten der Benachteiligten beinhaltet, von der aus wir uns bemühen alle Hierarchien abzubauen.“
“Ich glaube, dass die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen an der Spitze der Bewegung für Gerechtigkeit im Kontext der Kirche und der ökumenischen Bewegung steht,“ sagt Peacock.“Als kleine Organisation ist sie besonders geeignet, prophetisch zu sein.“
Peacock hat einen Master in Theologie mit den Schwerpunkten Dalit-Theologie und Genderstudien vom Tamil Nadu Theological erworben und promoviert gerade an der Radboud Universität in den Niederlanden. Er ist zurzeit als außerordentlicher Professor am Bishop’s College in Kalkuta tätig, wo er seit dem Jahr 2000 in der Abteilung für Gesellschaftsanalyse mitarbeitet.
Dr. Lessing, ordinierter Pfarrer der Evangelischen Kirche von Westfalen, der an der Universität Heidelberg promoviert wurde, war zuletzt als Koordinator der Generalversammlung der Weltgemeinschaft tätig. Als Dozent in einer theologischen Ausbildungsstätte in Namibia hat er Systematische Theologie und Ökumene unterrichtet. Ehrenamtlich hat er sich im Rahmen kirchlicher Projekte in Namibia, Südafrika und Deutschland der Aufarbeitung des kolonialen Erbes und der Apartheid gewidmet. Dr. Lessing hat 50 Wissenschaftler an einem interdisziplinären und internationalen Studienprozess beteiligt, dessen Ergebnisse inzwischen veröffentlicht sind und den Kirchen eine brauchbare Grundlage für den Versöhnungsprozess bieten.
Dr. Lessing betrachtet den christlichen Glauben als starke Kraftquelle für die Bewältigung gegenwärtiger Herausforderungen. „Theologie zählt“, sagt er, „und vermag uns in unserer Arbeit zugunsten der Gerechtigkeit zu lenken und zu motivieren.“
Er ist davon begeistert, die Arbeitsbereiche Theologie und Gemeinschaft für die Weltgemeinschaft koordinieren zu können. „Ich mag es da zu arbeiten, wo ich mich mit Menschen aus der ganzen Welt über Fragen des Glaubens austauschen kann,“ meint Hanns Lessing. „Ich finde, dass das Netzwerk der Weltgemeinschaft besonders interessant ist, weil diese Organisation als Gemeinschaft funktioniert, die tatsächlich Menschen aus verschiedenen Kontinenten, sowie unterschiedlichen theologischen und kulturellen Traditionen zusammenführt.“
Bevor sich der Exekutivausschuss zu seiner einstimmigen Empfehlung unmittelbar vor der Generalversammlung entschließen konnte, wurde die Frage der Geschlechterparität ausgiebig diskutiert, da es sich bei beiden Kandidaten um Männer handelt und bereits die anderen leitenden Mitarbeiter der Geschäftsstelle, der Generalsekretär Chris Ferguson und der Öffentlichkeitsreferent Phil Tanis, männlich sind.
“Obwohl es vorteilhaft gewesen wäre, auf diesn beiden Stellen Frauen zu berufen, geht es hier nur um die Spitze des Eisbergs im Blick auf die Gendergerechtigkeit, die innerhalb der Weltgemeinschaft zu verwirklichen ist,“ stellt Anna Case-Winters, die Vorsitzende des Nominierungsausschusses, fest. „Frauen in Führungspositionen müssen auf allen Ebenen in Betracht kommen. Einige der Beschlüsse die von der Generalsversammlung gefasst wurden, sind ermutigend, denn sie zeigen, dass Gendergerechtigkeit unser Anliegen ist. So zum Beispiel unsere Erklärung zur Frauenordination, unsere Verpflichtung, bei allen künftigen Ernennungen und Wahlen, auf Geschlechterparität zu achten und die Tatsache dass wir einen paritätisch besetzten Exekutivausschuss gewählt haben und vor allem die Wahl von Najla Kassab zur Präsidentin.“
Anna Case-Winters konnte auch feststellen dass andere Kriterien bei der Ernennung berücksichtigt wurden darunter die geographische Herkunft und das Alter und dass vor allem die Gaben, Erfahrungen und persönlichen Neigungen der Kandidaten Ausschlag gebend waren. “Sowohl Philipp als auch Hanns haben lange Erfahrung im Engagement zu Gunsten der Gendergerechtigkeit,“ fügte sie hinzu.
Vor der öffentlichen Vorstellung der neuen Referenten bei der Generalversammlung hatte die Versammlung erklärt: „Um ihrer festen Verpflichtung zur Geschlechterparität Ausdruck zu verleihen, wird sich die Weltgemeinschaft darum bemühen, bei der Anstellung von Führungskräften auf die Geschlechterparität zu achten mit dem Ziel eines Frauenanteils von mindestens 50 %.“ Bei künftigen Ernennungen wird sich dieser Beschluss mit Sicherheit auswirken.
Zum Nominierungsausschuss gehörten neben Anna Case-Winters auch Omega Bula, Chris Ferguson, der Schatzmeister Johann Weusmann und die scheidenden Amtsträger der Weltgemeinschaft Jerry Pillay, Yueh-Wen Lu, Yvette Noble Bloomfield, Bastiaan Plaisier und Helis Barraza Díaz.