Bei dir, HERR, suche ich Zuflucht, ich will nicht zuschanden werden auf ewig.
In deiner Gerechtigkeit rette und befreie mich, neige zu mir dein Ohr und hilf mir. Sei mir ein Fels, eine Wohnung, zu der ich immer kommen kann.
Du hast zugesagt, mir zu helfen, denn du bist mein Fels und meine Burg. Mein Gott, befreie mich aus der Hand des Frevlers, aus der Faust des Gewalttäters und Unterdrückers.
Denn du bist meine Hoffnung, Herr, HERR, mein Gott, meine Zuversicht von Jugend an.
Auf dich habe ich mich verlassen vom Mutterleib an, vom Schoss meiner Mutter hast du mich getrennt, dir gilt mein Lobpreis allezeit.
—Psalm 71, 1-6 (Zürcher Bibelübersetzung)
Liebe Schwestern und Brüder in Christus,
Diese Verse des 71. Psalms erinnern uns daran, worauf wir angesichts der allgegenwärtigen Gewalt und der Ungerechtigkeit in unserer heutigen Welt unser Vertrauen und unsere Hoffnung setzen sollen.
In dieser heiligsten aller Wochen verbinden wir uns mit unseren Schwestern und Brüdern in ihrer Trauer um den sinnlosen Tod derer, die in Brüssel sterben mussten, und gedenken zugleich der Reihe von Anschlägen, die in anderen Ländern verübt wurden, und der Opfer der ununterbrochenen Konflikte in Syrien und im Irak.
Bitte betet für die Familien und Freunde der Opfer und für alle, die von diesen üblen Handlungen betroffen sind. Bitte haltet Verbindung zu unseren Schwestern und Brüdern der Vereinigten Protestantischen Kirche Belgiens, indem Ihr ihnen den Trost und die Unterstützung gebt, die in dieser schweren Zeit nötig sind. Wir dürfen nicht aufhören, über Grenzen hinweg mit allen Verbindung zu halten, die vom Unglück getroffen werden, damit sie spüren, dass sie nicht alleine sind und dass Gott ihre wahre Zuflucht bleibt.
Wir wiederholen das, was wir letztes Jahr nach den Terroranschlägen von Paris und Beirut schrieben: Wir verurteilen alle Gewalttaten und gewaltsame Antworten darauf. Gewalt hat keinen Platz in dieser von Gott geliebten Welt –nirgends, zu keiner Zeit und aus keinem Grund. Das gilt für die Gewalt, die die Mächtigen gegen die Schwachen ausüben, Gewalt unter dem Vorwand einer Religion sowie die strukturelle Gewalt, die von einem weltweiten militärisch-industriellen Komplex ausgeht.
Als Mitgliedskirchen einer Gemeinschaft, die sich verpflichtet weiß, am Reich Gottes hier auf Erden mitzuwirken, müssen wir für Lösungen eintreten, die die Situation als Ganzes im Blick haben, die Friedensinitiativen hervorbringen und auf die wahren Ursachen eingehen. Gemeinsam müssen wir unsere jeweilige Regierung auffordern, ihre Politik radikal zu verändern, damit:
- die Ausbreitung des Frieden und der Wiederaufbau Vorrang erhalten vor Gewalt und Zerstörung,
- alle als Nächste willkommen geheißen werden und keine Zäune errichtet werden,
- für die Ausgegrenzten und Armen gesorgt wird und sie nicht in die Armenviertel abgedrängt werden,
- Menschen als Gottes Kinder anerkannt und nicht als “Fremde” abgestempelt werden.
Nur wenn es uns gelingt, unseren Diskurs und unsere Prioritäten entsprechend zu verändern, werden wir in der Lage sein, auf jene Tiefenstrukturen der Ungerechtigkeit einzuwirken, die Kriegen und Konflikten den falschen Anschein religiöser Auseinandersetzungen verleihen.
Unser Aufruf zum Handeln geht einher mit Gebeten und der aufrichtigen Selbstverpflichtung, als Gottes Volk alles nur Mögliche zu tun, was die Welt im Sinne der Gerechtigkeit, der Versöhnung und des Friedens zu verändert.
In Christus,
Chris Ferguson
Generalsekretär