„Im Streben nach Gemeinschaft und gemeinsamem Zeugnis“
In einem ökumenischen Gottesdienst, der heute in der Stadtkirche in Wittenberg stattfand, unterzeichneten die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK) und der Lutherische Weltbund (LWB) das „Wittenberger Zeugnis“. In dieser Erklärung bekräftigen sie ihren gemeinsamen Aufruf zur weiteren Erneuerung und Kooperation anlässlich des 500. Jahrestages der Reformation.
LWB-Generalsekretär Martin Junge unterschrieb für die weltweite lutherische Gemeinschaft von 145 Kirchen, und WGRK-Generalsekretär Chris Ferguson unterzeichnete für die reformierte Weltgemeinschaft, die über 225 Kirchen als Mitglieder zählt.
„Wir nähern uns dem Reformationsjubiläum aus der Perspektive der Einheit des Leibes Christi, die ein Geschenk Gottes ist. Das heißt, wir nähern uns ihm in einem Geist der ökumenischen Offenheit und Verantwortlichkeit. Das ,Wittenberger Zeugnis‘ ist ein Beleg dafür“, erklärte LWB-Generalsekretär Junge.
„Wie wir es im Zeugnis selbst ausdrücken, verpflichten wir uns als Weltgemeinschaften, neue Formen gemeinsamen Lebens zu entdecken. Diese sollen die Gemeinschaft, die wir bereits in Christus haben, noch stärker ausdrücken”, so WGRK-Generalsekretär Chris Ferguson. “Wir rufen unsere Mitgliedskirchen auf, Wege zu finden, um diese Verabredungen vor Ort stärker umzusetzen und unsere Einheit sichtbarer zu machen.“
Das „Wittenberger Zeugnis“ ist das Ergebnis von jahrzehntelangem theologischen Dialog und Schritten, die die LWB- und die WGRK-Mitgliedskirchen auf der ganzen Welt bereits aufeinander zugegangen sind. Es zeigt Dankbarkeit für die Einheit, die die Kirchen bereits in Christus haben, feiert, was sie verbindet, anerkennt und beklagt die noch trennenden Fragen und drückt den gemeinsamen Ruf der Kirchen aus, der Welt den Glauben zu bezeugen.
Das „Wittenberger Zeugnis“ ruft zu einer „erneuerten Vorstellung von dem, was Kirche in Gemeinschaft ist“ auf: „Wir brauchen eine neue Vorstellungkraft, um von einer anderen Welt zu träumen, einer Welt, in der Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung herrschen.“
Einigung über die Rechtfertigung
Die WGRK schloss sich außerdem der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ an, die ursprünglich vom LWB und der Römisch-Katholischen Kirche im Jahr 1999 gemeinsam unterschrieben wurde. Diese Erklärung beschreibt eine Verständigung darüber, was zur Reformationszeit kirchentrennend war: „Wir freuen uns, dass uns die historischen Lehrunterschiede zur Rechtfertigungslehre nicht mehr trennen.“
Im Jahr 2006 bekräftigte auch der Weltrat Methodistischer Kirchen mit seinen Mitgliedskirchen das grundsätzliche Einverständnis mit der „Gemeinsamen Erklärung“, dass die gegenseitigen Verurteilungen der Reformation des 16. Jahrhunderts nicht mehr auf das aktuelle Verständnis über die Rechtfertigung zutreffen.
Heute schließt sich die WGRK den anderen christlichen Weltgemeinschaften an und bekräftigt offiziell diese Erklärung – bringt dabei aber gleichzeitig ihren besonderen Schwerpunkt dazu ein. Unterstrichen wird dabei der wesentliche Zusammenhang von Rechtfertigung und Gerechtigkeit.
Generalsekretär Chris Ferguson unterzeichnete diese Erklärung im Namen der reformierten Weltgemeinschaft.
Eine gemeinsame Bekräftigung wurde auch von den ursprünglichen Unterzeichnern der „Gemeinsamen Erklärung“ unterschrieben, ebenso von den anderen Parteien, die sich ihr bereits angeschlossen hatten: LWF-Generalsekretär Junge, der Sekretär des Päpstliches Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Bischof Brian Farrell, und Generalsekretär Ivan Abrahams vom Weltrat Methodistischer Kirchen.
In der offiziellen gemeinsamen Erklärung heißt es: „Wir verpflichten uns, für die Vertiefung unseres gemeinsamen Verständnisses der Rechtfertigung in der theologischen Forschung, Lehre und Verkündigung zu streben. Was wir schon erreicht haben und wozu wir uns verpflichten, das wird von Katholiken, Lutheranern, Methodisten und Reformierten als Teil ihres Strebens nach der vollen Gemeinschaft und dem gemeinsamen Zeugnis in der Welt gesehen, was der Wille Christi für alle Christen ist.“
– Gemeinsame Pressemitteilung des Lutherischen Weltbundes und der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen