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Amos 5, 23f.:

Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein Harfenspiel nicht hören!
Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.
(Lutherbibel 1984)

Liebe Schwestern und Brüder,

Als seine weltweite Gemeinschaft von Kirchen sind wir durch unseren Glauben an Christus miteinander verbunden und stehen in der Pflicht, im Namen Gottes dafür einzutreten, dass Gerechtigkeit überallhin fließt wie ein Fluss. Als solche haben wir wiederholt dazu aufgerufen, „die Würde eines jeden Menschen zu achten, zu verteidigen und zu fördern“. Die augenblickliche Flüchtlingskrise in Europa fordert uns als weltweite Familie heraus, unsere Stimme zu erheben, zu handeln, um denen zu helfen, die in Not sind, und diejenigen, die an der Macht sind, aufzurufen, das Gleiche zu tun.

Bei der letzten Tagung unseres Exekutivausschusses, die im Mai im Libanon stattfand, haben wir von unseren Schwestern und Brüdern gehört, wie sie inmitten großer Umwälzungen darum ringen, die Aufforderung des Evangeliums zur Nächstenliebe zu erfüllen. Angesichts hunderttausender von Flüchtlingen, die über die syrisch-libanesische Grenze gekommen sind, haben unsere Schwestern und Brüder ihre Hilfe angeboten und sie tun es weiterhin und fragen:

„Was sagen wir dazu, dass Menschen fliehen, ihr Zuhause und allen Besitz zurücklassen auf der Suche nach künftiger Sicherheit und Hoffnung in anderen Ländern? Kriminelle Schmuggler machen Versprechungen, locken tausende von Syrern trotz der Gefahren zu einer Seefahrt, die viele nicht überleben werden. Wo finden wir Hoffnung? Das ist heute eine Frage, auf die es keine fertige Antwort gibt.“

Trotzdem tut die Kirche im Libanon “ihr Bestes um das zur Verfügung zu stellen, was ihr möglich ist.” Ebenso haben unsere Schwestern und Brüder in Ungarn sich bemüht -und bemühen sich weiterhin- den Fremden Gastfreundschaft anzubieten, ob sie im Lande bleiben oder nur auf der Durchreise sind, und sie haben ihren Mitbürgern dafür gedankt, dass diese „Geduld und Verständnis für ihre Mitmenschen in einer schwierigen Lage aufgebracht haben.“

Viele der Flüchtlinge haben Deutschland als Ziel, wo mehr Flüchtlinge aufgenommen wurden als in jedem anderen europäischen Land. Die evangelischen Kirchen Deutschlands –einschließlich unserer Mitgliedskirchen- haben in einer Stellungnahme zur Lage erklärt, dass sie „für eine gelebte Willkommenskultur eintreten und die damit verbundene Integration zu einer zentralen Aufgabe ihrer Gemeinden und Einrichtungen machen wollen.“

Zusammen mit unseren Schwestern und Brüdern in der Region müssen wir als Weltgemeinschaft, die sich für Gerechtigkeit einsetzt, mit gemeinsamer Stimme die Regierungen dazu aufrufen, Verantwortung zu übernehmen für diese Kinder, Frauen und Männer, die vor Kriegen flüchten, die sie nicht verursacht haben, vor Terror, an dem sie keine Schuld haben und vor ungerechten Verhältnissen, deren Opfer sie sind. So haben wir es schon bei unserer Generalversammlung im Jahr 2010 bekräftigt: “Wir rufen Regierungen und Kirchen dazu auf, Menschen weder als Bedrohung noch als Ware zu betrachten, sondern als menschliche Wesen mit Würde.”

Unser Aufruf zum Handeln muss begleitet sein von anhaltendem Gebet und von der tiefen Einsicht, dass wir Verantwortung tragen als Gottes Volk, das verpflichtet ist so viel wie möglich dafür zu tun, dass die Welt zur Gerechtigkeit, zur Versöhnung und zum Frieden hin verwandelt wird. Es ist nötig jene aufzunehmen und zu unterstützen, die in Not sind, aber auch für Frieden und Gerechtigkeit auf der ganzen Welt einzutreten.

Bitte wendet Euch an die Regierenden in Eurem Land. Beschwört sie die Grenzen für mehr Flüchtlinge zu öffnen. Drängt sie, den Verkauf von Waffen an die Kämpfer einzustellen und stattdessen Mittel zur Verfügung zu stellen, die den Opfern von Gewalt helfen und dazu beitragen einen baldigen und gerechten Frieden herbeizuführen.

Bitte betet für und sendet Grüße und Unterstützung an die Mitglieder unserer Weltgemeinschaft, die von der gegenwärtigen Krise besonders betroffen sind, insbesondere die oben genannten Kirchen aber auch unsere Geschwister in Italien.

Wie wir es im Bekenntnis von Accra feststellen: “Wir glauben an Gott, den Schöpfer und Erhalter allen Lebens, der uns zu Partnerinnen und Partnern der Schöpfung und Erlösung der Welt beruft. Wir leben unter der Verheißung, dass Jesus Christus gekommen ist, damit alle Leben in Fülle haben (Joh. 10, Vers 10). Gestärkt und geleitet vom Heiligen Geist öffnen wir uns der Wirklichkeit der Welt.“

Unsere Welt ist brüchig, durch die Sünde zerrissen, gesteuert von der Gier und von Ängsten verzehrt. Dagegen müssen wir aufstehen und gemeinsam unseren Glauben und unsere Hoffnung in Jesus Christus kundtun als eine Familie in Solidarität mit den Kindern Gottes in ihrem Schmerz und ihrer Verzweiflung.

Euer Bruder in Christus,

Chris Ferguson
Generalsekretär