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Die Hand des HERRN war auf mir, und durch den Geist des HERRN führte er mich hinaus, und mitten in der Ebene liess er mich nieder, und diese war voller Gebeine. Und er führte mich an ihnen vorbei, rings um sie herum, und sieh, in der Ebene waren sehr viele, und sieh, sie waren völlig vertrocknet. Und er sprach zu mir: Du Mensch, werden diese Gebeine wieder lebendig werden? Und ich sprach: Herr, HERR, du weisst es.

Und er sprach zu mir: Weissage über diese Gebeine und sprich zu ihnen: Ihr vertrockneten Gebeine, hört das Wort des HERRN! So spricht Gott der HERR, zu diesen Gebeinen: Seht, ich lasse Geist in euch kommen, und ihr werdet leben. Und ich gebe euch Sehnen und lasse Fleisch wachsen an euch, und ich überziehe euch mit Haut und lege Geist in euch, und ihr werdet leben, und ihr werdet erkennen, dass ich der HERR bin.

Und ich weissagte, wie es mir geboten worden war, und als ich geweissagt hatte, war da ein Lärmen, und sieh, ein Beben, und Gebeine rückten aneinander, eines an das andere. Und ich schaute hin, und sieh, auf ihnen waren Sehnen, und Fleisch war gewachsen, und darüber zog er Haut, Geist aber war nicht in ihnen.

Und er sprach zu mir: Weissage über den Geist, weissage, Mensch, und sprich zum Geist: So spricht Gott der HERR: Geist, komm herbei von den vier Winden und hauche diese Getöteten an, damit sie leben. Und ich weissagte, wie er es mir geboten hatte, und der Geist kam in sie, und sie wurden lebendig und stellten sich auf ihre Füsse, ein sehr, sehr grosses Heer. — Ezechiel 37,1-10 (Zürcher)

Das letzte Jahr war hart für das Leben auf unserer Welt. Jeder von uns in unserer Gemeinschaft von über 100 Millionen Gläubigen war mit Ezechiel unterwegs und ist dem endlosen Tal begegnet, das mit den Knochen gebrochener Körper übersät ist, die Köper derer, die zerstört und entwurzelt wurden durch Krieg, Gewalt, Klimaänderung, Armut, Hass und Diskrimination. Die Schöpfung selbst ist verwundet und in Gefahr!

Wie Ezechiel wurden wir durch unser Gebet zu solchen Ebenen voller Knochen geleitet, an zerstörte Orte: Zu jenen, die von ihrem Land vertrieben wurden und denen der Lebensunterhalt verwehrt wird; zu jenen, die sich gegen eine Kultur der Vergewaltigung und der Gewalt gegen Frauen auflehnen; zu jenen, die für das Leben kämpfen gegen eine Marktwirtschaft, die Reichtum in die Hände Weniger gibt und die Massen ausbluten lässt; zu jenen, die einfach Hoffnung und Orientierung verloren haben. Der Geist führt uns dahin, wo Leben bedroht ist, wo sich Kirchen für diejenigen einsetzen, die aus ihrem Heimatland flüchten mussten, wo Kirchen gegen Krieg und Streit nach nicht-militärischen Lösungen suchen, die auf Dialog und Versöhnung beruhen und in der Gerechtigkeit ihr Wurzel haben; wo sich Menschen des Glaubens mit all jenen verbünden, die gegen Rassismus, Kastenwesen und weißer Vorherrschaft eintreten.

Inmitten dieser Ebene stellt uns der Gott des Lebens die schwerste aller Fragen: „Können diese Knochen lebendig werden?“ Wir alle wenden uns an Gott auf der Suche nach einer Antwort, aber der Geist spricht – durch diejenigen, die am meisten misshandelt, unterdrückt und ausgeschlossen sind: „Weissage über diese Gebeine. Ich lasse Geist in euch kommen, und ihr werdet leben.“ Aber wir kommen auch ins Bild! Leben bedeutet, dass Knochen wieder zusammenfinden und Körper sich verbinden, zum Leben animiert und transformiert werden durch diejenigen, die am meisten geplagt sind.

Die Frauen, die zum Grab kamen, um bei den Knochen desgerochenen Jesus zu sein, stelltn auch Fragen und erhielten einen Auftrag: „Geht und berichtet“. Erinnert Euch, erinnert an Galiläa, wo der Kampf ums Leben und ums Land weitergeht – Der Körper Jesu verbindet sich mit anderen, um Leben in den Lebenskampf einzuhauchen.

Eine Art, wie Gott unsere Weltgemeinschaft im vergangenen Jahr in seinen Dienst genommen hat, ist dass er uns in unserer Generalversammlung zusammengebracht hat und uns zur Ebene der Knochen geführt hat, wo wir die Bedrohungen des Lebens klar erkennen konnten. Wir wurden dort zum Weissagen aufgerufen, zum Verbinden derer, die Unverbunden waren, vom Bruch zur Solidarität. Und wie Ezechiel erfahren sollte, werden wir ein großes Heer sein, erfüllt vom Geist und wir werden leben, und wir werden das Land zurückbekommen, und der Herr wird handeln.

Bei der Generalversammlung haben wir gespürt, wie die getrennten trockenen Knochen zusammenkamen, als wir die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre gefeiert haben und erklärt haben, dass die theologischen Streitpunkte der Vergangenheit uns heutzutage nicht mehr trennen können. Wir haben das Rasseln der knochen vernommen, wie sie wieder zum Leben kamen, als wir das Wittenberger Zeugnis mit dem Lutherischen Weltbund unterzeichnet haben und uns verpflichtet haben noch enger zusammenzuarbeiten.

In diesem schwierigen Jahr haben die trockenen Gebeine innerhalb unserer Kirchenfamilie das Geschenk des Lebens erhalten, aber auch darüber hinaus. Wir hören, wie sich die Bewegung Black Lives Matter für Freiheit einsetzt. Wir hören das Geräusch der Hände, die einander über die Grenze hinweg auf der koreanischen Halbinsel ergreifen. Wir hören, wie Dalits und die Adivasi Völker mit all jenen gemeinsame Sache machen, die gegen Ausgrenzung und Unterdrückung kämpfen.

Ich habe gesehen, wie trockene Knochen aneinander gerückt sind und habe gehört, wie sich Leben regte in einem Ereignis, das in Florida passiert ist. Eine Familie war im Ozean von Strömungen überrascht worden und versuchte ihre Söhne zu retten, die von einer Strömung ins Meer hinausgezogen wurden. Jede einzelne Person, die versuchte zu helfen, konnte allein nichts ausrichten und geriet selbst in den Sog der Strömung.

Am Strand war eine Frau, die sich entschloss ins Meer zu gehen und sie zurückzuholen. Sie wusste, dass sich die verstreuten Menschen am Strand zusammentun mussten. Sie rief 80 Menschen am Strand dazu auf, sich die Hand zu geben und sich an den Armen zu halten, um eine menschliche Kette zu bilden, die ins Wasser gehen sollte, um die ertrinkende Familie zu retten.

Sie rief die Verstreuten dazu auf, sich für das Leben zu verbinden.

Auch unsere Weltgemeinschaft hat einen solchen Ruf erhalten. Zur Gemeinschaft berufen, der , Gerechtigkeit verpflichtet werden wir vom Geist zur Ebene voller Gebeine geführt, bis zum Hals in Ängsten aber durch Gottes Geist zur Hoffnung gerufen dank der lebendigen Macht der Auferstehung Jesu Christi.

Amen.

Österliche Segensgrüße, auf dass alle das Leben in Fülle bekommen!

Chris Ferguson,
Generalsekretär