News

Delegationen von Süd- und Nordkorea konnten sich bei der Generalversammlung der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen in Leipzig treffen. Diese Treffen sind ein Teil des Dialogprozesses für Frieden und Wiedervereinigung.

Von Laurence Villoz

„Die koreanische Situation ist äußerst kritisch. Wir müssen Lösungen finden und zusammen auf eine Vereinigung hinarbeiten“, so Yueh-wen Lu, ein Mitglied der Presbyterianischen Kirche in Taiwan, als das Plenum in Leipzig über Korea sprach. Delegierte von Nord- und Südkorea und Asienexperten diskutierten am Dienstag, den 4. Juli, bei der Generalversammlung der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen die gegenwärtige Situation in diesem Land. Ihr Ziel ist friedlichen Dialog zu fördern.

„Der Kreislauf der Konfrontationen mit den Vereinigten Staaten wird immer feindseliger. Wir befinden uns in einer dramatischen Situation. Dazu kommen Sanktionen gegen Nordkorea wie nie zuvor“, erläuterte Ri Jongo, ein nordkoreanischer Delegierter von der Koreanischen Christlichen Föderation (KCF), der seine Angst vor einem Atomkrieg zum Ausdruck brachte.

„Der Staat hat die Verantwortung, das Leben seiner Bürger zu schützen. Aber als Christen können wir nur ein bedingungsloses ‚Nein‘ zu Nuklearwaffen‘ sagen,“ erklärte Paul Oppenheim und verwies auf eine Erklärung, die der Reformierte Bund 1982 unterschrieben hat. Der ehemalige Asienreferent der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) betonte, wie wichtig die Schaffung eines Klimas des Vertrauens zwischen den beiden Koreas sei.

Der Traum von Einheit

„Die Teilung Koreas nach dem Krieg war der schlechteste Kompromiss, den die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion finden konnten. Dies verursachte eine miserable Situation. Seit dem Waffenstillstand leben wir in einem beständigen posttraumatischen Stress“, klagte Pastor Lee-Hongjung von der Presbyterianischen Kirche in Südkorea. „Aber diese Trennung ist der Ausgangspunkt für eine Verwandlung zur Versöhnung hin. Wir müssen unseren Traum aufrecht erhalten: Eines Tages werden die Koreaner wieder vereint sein. Eines Tages werden die Kinder aus dem Norden und Süden zusammen in einer Welt ohne Atomwaffen aufwachsen“, beschrieb der Pastor seine Hoffnung.

„In Deutschland kennen wir alle eure Ängste. Vor dreißig Jahren waren auch wir noch geteilt. Wir sind bereit, euch bis zu einer möglichen Koexistenz zu begleiten. Die Wunden des Koreakrieges sind noch nicht geheilt, aber ich bin überzeugt, dass die Gemeinschaft helfen kann, dass Christen auf beiden Seiten des Landes heilen und sich versöhnen können. Es ist unsere Pflicht, diese Versöhnung zu fördern“, erklärte Lutz Drescher vom Ökumenischen Forum für Korea.

Die Dringlichkeit, Frieden zu finden

Am Tag davor, am Montag den 3. Juli, trafen sich die Delegationen aus Nord und Süd zu einem Gottesdienst mit Agapemahl, gefolgt von einem Mittagessen. Bei diesem Treffen betonte Pastor Kang Myong Chol von der KCF „die Dringlichkeit, wahren Frieden auf der koreanischen Halbinsel zu garantieren.“

„Die heutige Welt zeigt, dass Frieden niemals von alleine kommt. Als Christen müssen wir konkret und beständig den Wunsch des Herrn nach Frieden zum Ausdruck bringen, in dem wir das Kreuz der Gerechtigkeit höher stellen“, sagte der Pastor. Er strich hervor, wie Korea Jahrhunderte lang in Harmonie gelebt hatte, nie in andere Länder eingefallen war oder die Interessen von irgendjemanden verletzt hatte.

Am Ende des Gottesdienstes stellte Pastor Bohyug Suh, Professor an der Universität Seoul, auch einen Friedensvertragsentwurf vor, der 2013 vom Nationalen Rat der Kirchen in Korea (NRKK) ausgearbeitet worden war. Gleichzeitig wurde eine Petition zur Unterstützung dieses Vertragsentwurfs in der Hoffnung auf Friedensverhandlungen initiiert.

Seit den 1980-er Jahren hat die WGRK, die 233 Kirchen aus mehr als 100 Ländern umfasst, Kontakte mit der KCF, Diese ist eine offizielle Organisation, die der nordkoreanischen Regierung nahe steht und autorisierten protestantischen Gottesdienst organisiert. Im September 2016 reiste eine WGRK-Delegation zu Friedens- und Versöhnungsarbeit und zu humanitären Hilfszwecken nach Nordkorea.