Vor 500 Jahren wurde Wittenberg zu dem Ort, von dem die Reformation ausging, als Martin Luther seine 95 Thesen an ein Kirchenportal befestigte. In diesem Jahr wird Wittenberg nicht nur im Mittelpunkt der ganzjährigen Veranstaltungen stehen, die an dieses Ereignis erinnern, sondern zumindest einen Tag lang auch der Ort sein, wo die Kirche sich auf ihre Einheit besinnt.
Am Mittwoch, den 5. Juli wird sich die Generalversammlung der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK) von Leipzig auf den Weg nach Wittenberg machen, um im Rahmen eines ökumenischen Festgottesdienstes zwei Dokumente zu unterzeichnen.
Mit dem einen Dokument wird sich die WGRK der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre aus dem Jahr 1999 anschließen. Nach vielen Jahren des ökumenischen Dialogs hatten sich die Römisch-Katholische Kirche und der Lutherische Weltbund (LWB) darauf verständigt, dass sie „ein gemeinsames Verständnis der Rechtfertigung aus Gottes Gnade durch den Glauben an Christus“ teilen.
Im Jahr 2006 hat der Weltrat Methodistischer Kirchen mit seinen Mitgliedskirchen dieser Erklärung grundsätzlich zugestimmt und sich dem Dokument angeschlossen. Der Anglikanische Konsultativrat hat 2016 seinerseits die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre „begrüßt und inhaltlich bestätigt“.
Die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen schließt sich der Gemeinsamen Erklärungan, indem sie in einer eigenen Stellungnahme die Verbindung zwischen Rechtfertigung und Gerechtigkeit als besonderen reformierten Beitrag zu weiteren ökumenischen Gesprächen über die Rechtfertigungslehre unterstreicht.
Das zweite Dokument, das während des Gottesdienstes unterzeichnet werden soll, wird als „Wittenberger Zeugnis“ bezeichnet und beinhaltet eine Verständigung zwischen der WGRK und dem lutherischen Weltbund. Dieses gemeinsame Zeugnis gesteht das Unglück der Kirchentrennung ein, hebt die Ergebnisse jahrzehntelanger Gespräche zwischen den beiden Konfessionen hervor und würdigt die Schritte zur Einheit, die ihre Mitgliedskirchen auf der ganzen Welt bereits unternommen haben.
„Wir werden uns dazu verpflichten, gemeinsam neue Lebensformen zu entdecken, die die Gemeinschaft vollständiger zum Ausdruck bringen werden, die uns in Christus bereits gegeben ist,“ sagt die Theologin Anna Case-Winters, die für die WGRK am Dokument mitgearbeitet hat. “Und wir verpflichten uns zum gemeinsamen Zeugnis im Widerstand gegen die Mächte des Unrechts und der Ausgrenzung in unserer Kirche und in unserer Welt.“
Der Festgottesdienst wird am 5. Juli vormittags in der Wittenberger Stadtkirche Sankt Marien stattfinden. Anschließend wird vor der Kirche ein Imbiss angeboten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Generalversammlung werden danach Gelegenheit haben, die Lutherstadt und ihre Weltausstellung der Reformation zu besichtigen.