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von Stephen Brown

Christen müssen gegen jede Form von Ungerechtigkeit in der Wirtschaft und der Umwelt eintreten, so Chris Ferguson, der Generalsekretär der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK) in seiner Predigt in einem Gottesdienst im protestantischen Berliner Dom.

Die Welt wird von „Krieg, Gewalt, massiver erzwungener Migration, von geschlechtsspezifischer Gewalt regiert und von Ungerechtigkeiten in Wirtschaft und Umwelt, die Menschen und den Planeten zerstören“, sagte Ferguson im Gottesdienst am 2 Juli, der ein Teil der Generalversammlung der WGRK war.

Der WGRK-Präsident Jerry Pillay eröffnete den Gottesdienst, in dem er auf die vielen ungelösten weltweiten Konflikte und die vielen Opfer der ungerechten Wirtschafts- und politischen Systeme verwies. „Menschen müssen mit Respekt, Würde und in guter Nachbarschaft mit einander leben können“, betonte er.

An die 1000 Teilnehmer der Generalversammlung , die vom 29. Juni bis 7.Juli in der ostdeutschen Stadt Leipzig stattfand, reisten zur Teilnahme an diesem Gottesdienst nach Berlin, der live im Deutschen Fernsehen gesendet wurde und in der ganzen Welt im Livestream zu sehen war.

„Wir glauben, dass Gott in besonderer Weise der Gott der Leidenden, der Armen und Unterdrückten ist“, sagte Bischöfin Petra Bosse-Huber in einem Eröffnungsgebet. Sie ist für die ökumenischen Beziehungen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) verantwortlich.

Yvette Noble-Bloomfield, Aiko Sumichan und Alexandra Nikolara vor dem Gottesdienst.

Unter der massiven Kuppel des Domes hörten die Gottesdienstbesucher verschiedene WGRK-Vertreter und Vertreterinnen, die ihre Herausforderungen als Christen in ihren jeweiligen Regionen schilderten.

In der Karibik, so Yvette Noble-Bloomfield aus Jamaica, existieren Armut und Reichtum neben einander und die Auswirkungen der Armut treffen vor allem Frauen und Kinder. „Die Realitäten der Armut sind grausam und machen die Betroffenen verletzlich, nackt, heimatlos, deprimiert und verzweifelt“, erklärte sie.

Aiko Sumichan aus Indonesien sprach über das Leben als religiöse Minderheit in ihrem Land. Sie warnte davor, dass Misstrauen und Angst zwischen Nachfolgern unterschiedlicher Religionen das Vertrauen zerstören und Nachbarn zu Feinden werden lassen kann. „Wir beten, dass Menschen ihren Glauben friedlich unter Andersdenkenden ausüben können“, erklärte sie.

Die griechische Teilnehmerin Alexandra Nikolara schilderte, wie sie arbeitet, um Flüchtlinge zu unterstützen, die in ihrem Land ankommen. „Wir sehen, wie Menschen ihre Angehörigen, ihre Häuser, ihre Geschichte, ihr Leben verlieren, wenn Krieg und Elend sie zwingt, alles hinter sich zu lassen“, so ihre Worte.

Die Lesungen, Gebete und Zeugnisse auf Englisch, Deutsch und Griechisch wurden von einem Gospelchor , von dem Posaunenchor der Evangelischen Reformierten Kirche in Deutschland und dem Organisten Andreas Sieling begleitet.

1905 eröffnet und im barocken Stil erbaut birgt der Dom Statuen von Martin Luther, Johannes Calvin, Ulrich Zwingli und Philipp Melanchthon, womit die Einheit der lutherischen und reformierten Traditionen des Protestantismus symbolisiert wird, erklärte Kirchenpräsident Volker Jung, Vizevorsitzender der Union Evangelischer Kirchen (UEK) in einem Grußwort an die Anwesenden.

Der Dom befindet sich weniger als eine Meile (1,6 km) vom Brandenburger Tor, das dort steht, wo von 1961 bis 1989 die Grenze zwischen dem östlichen und westlichen Teil, d.h. die Berliner Mauer, die Stadt teilte.

„Stacheldraht und Todesstreifen, Wachhunde, Grenzsoldaten, die auf Flüchtlinge schossen – all das ist in der Erinnerung der Stadt noch präsent“, gab der Berliner protestantische Bischof Markus Dröge den WGRK-Teilnehmern zu bedenken und hieß diese in seiner Stadt willkommen.

„Jetzt ist das Brandenburger Tor ein Symbol der Freiheit“, erklärte Dröge, die „wir bewahren, für die wir sorgen und die wir verteidigen müssen.“

Nach dem Gottesdienst waren die Mitglieder Generalversammlung zu einem Empfang im nahen Außenministerium zu Gast bei Staatsminister des Deutschen Auswärtigen Amtes Walter Lindner und der deutschen Umweltministerin Barbara Hendricks.

In seinen Willkommensworten an die Delegierten der WGRK betonte Lindner den Beitrag der Religionen zum Weltfrieden, zum Umweltschutz, zu den Menschenrechten, zur Unterstützung der Flüchtlinge und zur Arbeit, um die Kluft zwischen Arm und Reich zu verringern.

Hendricks sprach von den engen Beziehungen zwischen den sozialen Umweltstrategien und lobte christliche Organisationen, die für „eine gerechtere Welt und den Umweltschutz“ arbeiten.

Nach dem Empfang nahmen die Delegierten an Solidaritätsbesuchen von diakonischen Projekten rund um Berlin teil.