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Reformierte Weltgemeinschaft im Einsatz für Flüchtlinge und Migranten und gegen Menschenhandel

von Bernd Becker

Die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK) hat bei ihrer Generalversammlung in Leipzig deutliche Worte zu den Themen Migration, Menschenhandel und Flüchtlinge gefunden. In der Abschlusskundgebung verurteilten die rund tausend Teilnehmerinnen und Teilnehmer „alle Handlungen im Zusammenhang von Menschenhandel“. Die Generalversammlung forderte die Mitgliedskirchen dringend auf, „ihre jeweilige Regierung zur Rechenschaftspflicht heranzuziehen, wie sich diese dem Menschenhandel entgegenstellt“.

Die Delegierten aus mehr als hundert Ländern forderten den Exekutivausschuss der WGRK auf, zur Situation der Migranten, Flüchtlinge und Asylsuchenden eng mit den jeweiligen Regionen, Mitgliedskirchen und anderen Gremien zusammenzuarbeiten. Dabei soll analysiert werden, was mit den Betroffenen in den Ländern geschieht, die sie verlassen, durchreisen und in denen sie sich niederlassen. Die Mitgliedskirchen der WGRK werden dringend gebeten, „ihre Regierungen zur Verantwortung zu ziehen, wenn es um die Unterstützung der Migranten geht.“ Zudem sollen Fördermaßnahmen zugunsten benachteiligter Gruppen unterstützt werden, ebenso Programme, die Möglichkeiten für Arbeitsmigranten, Flüchtlinge und Menschen, die in die Mühlen des Menschenhandels geraten sind, schaffen.

Ziel müsse es sein, so die Versammlung, „gemeinsam die Regierungen, Medien und Menschen in unseren Ländern“ anzusprechen, damit „alles Notwendige getan wird und Menschen die Hilfe bekommen, die sie brauchen und als unsere Mitmenschen verdienen“. Es gelte eine Antwort auf die Frage zu finden, „wie wir miteinander als Menschen und als Menschen des Glaubens in dieser Situation umgehen“. Dazu seien auch die theologischen, spirituellen und pastoralen Herausforderungen für die Mitgliedskirchen zu erwägen. Gleichzeitig richtete die Versammlung die Bitte an alle Mitgliedskirchen, sich im WGRK-Programm „Broken for you“ zu engagieren, einer internationalen Kampagne zur Bekämpfung des Menschenhandels.

Im Abschlussbericht hieß es wörtlich: „Der Aufbruch von Hunderttausenden von Flüchtlingen zeigt auf, womit die Kirchen heute konfrontiert werden. Frauen, Männer, jung und alt fliehen vor Krieg, Armut und Verfolgung. Tagtäglich riskieren Menschen ihr Leben, um Leben, Frieden und Gerechtigkeit zu suchen.“ Dies könnten reformierte Kirchen nicht als unvermeidlich hinnehmen. Menschen, die Zuflucht suchen, seien nicht nur eine ethische und politische Herausforderung, sondern sie forderten die Kirchen „in ihrer innersten theologischen Identität und Mission“ heraus. Die Generalversammlung berief sich dabei auch auf die lange Tradition der Reformierten im Engagement für das Leben, die Würde und das Wohlergehen von Flüchtlingen und Migranten. Dabei formulierte sie auch die Erkenntnis, dass Probleme menschlicher Migration nicht in einem Vakuum existieren und nur völlig verstanden werden könnten, „wenn wir erkennen, wie sie mit anderen Problemen der Gerechtigkeit überall in der Welt zusammenhängen.“

Menschenhandel wurde von der Versammlung ausdrücklich als „moderne Form von Sklaverei“ bezeichnet. Menschen in verletzlichen Situationen würden ausgenutzt – darunter viele tausend Kinder pro Jahr: „Diese Ungerechtigkeit trifft jährlich Millionen von Menschen auf jedem Kontinent. Dies hat direkte Auswirkungen auf das physische, mentale und spirituelle Wohlergehen der Opfer“, heißt es im Bericht der reformierten Weltgemeinschaft. Opfer von Menschenhandel würden oft gezwungen und betrogen und zur Arbeits- und sexuellen Ausbeutung gehandelt: „Sie können schrecklichen physischen, emotionalen, sexuellen und psychologischen Missbrauch erleben.“